England, im Herbst irgendwann in den 1950er Jahren: Der etwas sonderbare, aber gesellschaftlich erfolgreiche Mr. Shaitana, hat zu einem Bridgeabend neben der bekannten Kriminalschriftstellerin Mrs. Oliver und dem Chefinspektor Battle von Scotland Yar...
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„Hoffentlich spielen sie es so, wie es ist!“
Unter diesem kurzen Stoßgebet einer älteren Dame im Publikum, gerichtet an
ihre Sitznachbarin, gähnt ein philosophischer Abgrund.
Ja, wie ist es denn? Und was erwartet sie? ...
England, im Herbst irgendwann in den 1950er Jahren: Der etwas sonderbare, aber gesellschaftlich erfolgreiche Mr. Shaitana, hat zu einem Bridgeabend neben der bekannten Kriminalschriftstellerin Mrs. Oliver und dem Chefinspektor Battle von Scotland Yard auch vier Personen eingeladen, die er für unentdeckt gebliebene Mörder hält. Im Verlauf des Abends geschieht dann tatsächlich ein Mord.
Das Stück basiert auf Agatha Christies Kriminalroman "Cards on the Table" (deutscher Titel: "Mit offenen Karten"), in dem ihr berühmter Detektiv Hercule Poirot gemeinsam mit Chefinspektor Battle, Colonel Race und Mrs. Oliver den Fall in die Hand nimmt. Da Agatha Christie der Ansicht war, kein Schauspieler könne jemals überzeugend den Poirot geben, und ihn daher bei eigenen Adaptionen hinausschrieb, überließ Leslie Darbon, von dem diese Bühnenfassung stammt, die Ermittlungen dem Gespann Battle - Oliver. Ersterer geht mit Erfahrung und Fleiß zu Werke, während letztere auf die - ihrer Meinung nach exklusiv weibliche - Intuition setzt. Bald stoßen sie auf Ungereimtheiten und dunkle Stellen in den Vergangenheiten der Bridgespieler. Und es bleibt nicht bei einem Mord...
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„Hoffentlich spielen sie es so, wie es ist!“
Unter diesem kurzen Stoßgebet einer älteren Dame im Publikum, gerichtet an
ihre Sitznachbarin, gähnt ein philosophischer Abgrund.
Ja, wie ist es denn? Und was erwartet sie?
Ist es richtig so? Oder ist es falsch?
Ist es, wie es ist, so, wie es der Autor vor seinem geistigen Auge gesehen hat?
In unserer kleinen Versuchsanordnung sehen Sie
Faust 1, Gretchenszene, Seite neunundachtzig fortfolgende
Die Konstellation ist so einfach wie genial:
Ein Schauspieler, ein Regisseur, eine berühmte Szene der Theaterliteratur.
In rasantem Wechsel arbeiten sich die unterschiedlichsten Charaktere an der
“Kästchenszene” aus Goethes “Faust I”, Reclamheft, Seite 89, ff ab.
Hier gewährt Hübner tiefe Einblicke in das Bühnen- und Seelenleben von Theatermenschen und damit wohl auch ein wenig in seine eigenen Erlebnisse und
Erfahrungen als Schauspieler, Regisseur und Autor.
Humoresk, jedoch nicht ohne (Selbst-?) Ironie. Mal allerliebst naiv, mal zynisch und böse. Und dabei trifft Hübner stilsicher den Zungenschlag vieler Protagonisten auf Profi-, aber auch auf Amateurtheaterbühnen, ohne sie dabei vorzuführen.
Werden sie (unfreiwillig...?) zum Zeugen dieser kleinen Dramen, die sich so
oder so ähnlich tagtäglich auf deutschen Bühnen abspielen... zum Bespiel:
Die Anfängerin: "Guten Morgen, Herr Riedel, ich hab‘ da... ich hab da einige
Schwierigkeiten mit der Szene."
Der „Freud“-ianer: "Schon okay, du brauchst dich nicht vor mir zu erniedrigen,
bloß weil ich hier Regie führe, wir wollen uns ja kennenlernen, nicht wahr?"
Die Diva: "Herrgottnochmal, in diesem Kaff ein Taxi zu kriegen, scheint ja ein
Ding der Unmöglichkeit zu sein."
Der Streicher: "Alles schön und gut, aber zu lang, viel zu lang. Das hält nur auf."
Der alte Haudegen: "Sieh mal an, der Neippert ist gestorben. War bestimmt der
Magen. Kein schlechter Typ, sehr guter Posa gewesen bei Fehling, kleiner S-
Fehler."
Der Schmerzensmann: "Verschon mich mit der ganzen Theoriescheiße, der
Rezipient muss das nachher auch ganz unmittelbar aufnehmen. Wichtig ist, du
musst das fleischlich denken."
Und zu guterletzt, wohl überall präsent:
Die Hospitantin: "Ich hab‘ auch mal Theater gespielt. In der Schule. Dürrenmatt."
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